rot oder tot. Folge 4: Wenn es die idee nicht schon gäbe, hätte ich sie gehabt. (UA)

Die 80er: Die Deutsche Demokratische Republik bereitet sich auf ihren 40. Geburtstag vor und so manch eine*r sehnt sich nach ein wenig “Wind of Change”. Während die Jugend den Underground für sich entdeckt und tägliche Ausreisewellen über die ungarischen und tschechischen Grenzen das Land verlassen, tritt ein beherzter Kommunist aus dem Westen den Weg in die Gegenrichtung an - nach L.
Die Protagonist*innen von ROT ODER TOT Folge 4 treten zusammen mit ihrem Publikum die Zeitreise in die 80er Jahre der DDR an und treffen auf zerrissene Herzen und ein Land in Aufbruchstimmung. Bleiben oder gehen? Ist die DDR noch zu retten? Soll sie überhaupt gerettet werden? Und welche Alternativen gibt es?

FAZ, David Rittershaus, 19. Juli 2019, Kritik zu ROT ODER TOT, FOLGE 4: Wenn es die Idee nicht schon gäbe, hätte ich sie gehabt.
Wie versetzt man ein Theaterpublikum unmittelbar in eine andere Zeit, etwa in die achtziger Jahre der Deutschen Demokratischen Republik?
Man kann es beispielsweise direkt als Versammlung adressieren, als FDJ-Gemeinschaft, und es ernsthaft auffordern Vorschläge einzubringen. Es geht darum, wie einer jungen Genossin geholfen werden kann, bei der es mit der Ausbildung nicht gut läuft. Das ist noch eine unverfängliche und zeitlose Frage. Doch was, wenn man Entscheidungen zu den essentiellen Fragen dieser Zeit treffen soll: Bleiben oder gehen? Die DDR reformieren oder die Mauer einreißen und sich der Bundesrepublik anschließen? Die lassen sich nicht immer ganz so leicht entscheiden, wie es scheint. [...] Die Konversationen werden selten in direkter Dialogform dargeboten, sondern fast immer über das Publikum geführt, und obwohl der Text in großen Teilen persönliche Positionen vorbringt und sich nah an eine Alltagssprache schmiegt, behält er doch eine hohe literarische Qualität. Millners Inszenierung verzichtet auf unnötige Dekoration und stellt den Diskurs in den Mittelpunkt [...] Millners Inszenierung zeigt ein vorsichtiges und unsicheres Herantasten an den Umsturz. Darin ist weniger idealistischer Freiheitskampf zu finden, sondern mehr ein Ringen um politische Reformen. Vor allem geht es aber um den Erhalt und das Erlangen eines privaten Glücks. Für die einen trotz des politischen Umbruchs, für die anderen durch ihn.”

Mitwirkende
Text, Regie: Carolin Millner | Bühne: Morgenstern & Wildegans | Dramaturgie: Theresa Selter | konzeptionelle Beratung: Fee Römer | Kostüm: Maylin Habig | Regieassistenz: Ivana Mitric |
Spieler*innen: Magdalena Wabitsch | Johanna Miller | Florian Mania |
Presse: Nina Koch | Fotos: Marcus Morgenstern

Die Produktion entstand in Kooperation mit studioNAXOS. Ermöglicht wurde das Projekt durch das Kulturamt Frankfurt am Main, dem Ministerium für Kunst und Wissenschaft des Landes Hessen, die Bundeszentrale für politische Bildung, die TuWas-Stiftung für Gemeinsinn und Stiftung Frauen in Europa sowie flausen-young artists in residence.