ERFOLG I Johanna. Geboren um Liebe zu geben.

In ERFOLG I beleuchtet das Produktionsteam ELEGANZ AUS REFLEX den fließenden Übergang von privaten und gesellschaftlichen Konflikten. Damals wie heute ist das Leben der Menschen geprägt durch die Geschehnisse auf der großen politischen Bühne. Jede*r Einzelne kann sich in diesem gesellschaftlichen Gefüge positionieren, kämpfen oder sich beugen, für Solidarität und Menschlichkeit einstehen oder mit einer menschenverachtenden Ideologie zum eigenen Vorteil gemeinsame Sache machen.

Johanna Krain ist eine beispielhafte Figur dafür, dass unermüdlicher Aktivismus, politische Kunst und ein Beharren auf Gerechtigkeit eine solche Positionierung zur Gesellschaft und zum vorherrschenden politischen wie kulturellen (Werte-)System erforderlich und realisierbar ist. Sie kämpft gegen das Weltbild eines in den 1920er Jahren aufkeimenden Nationalsozialismus, stellt sich zugleich aber auch gegen die Repräsentanten eines Patriarchats, deren Beschlüsse tief in ihr Privatleben eingreifen. Johanna Krains Kampf ist auch ein feministischer – wie viel wirkungsvoller wären Johanna Krains’ Aktionen, wäre sie ein Mann?

Durch die Auseinandersetzung mit ihrer Figur wollen wir uns vor allem auch mit dem Verhältnis von politischen Systemen zur Geschlechterdebatte beschäftigen.

FAZ, Christoph Schütte, 04.11.2020, Kritik zu: ERFOLG I. Johannna - Geboren um Liebe zu geben?
“Mut hat sie, das muss man Carolin Millner lassen. […]
Millners Inszenierung […] will, ganz anders als so viele Prosa-Dramatisierungen, nicht einfach einen Roman für die Bühne adaptieren, was in vielen Fällen heißt: ihn nacherzählen. Millner verdichtet, nimmt hier und da Anleihen bei Ingeborg Bachmanns "Malina" oder bei Marieluise Fleißer und bleibt doch nah an Feuchtwangers Vorlage. […] Alle Figuren haben in der mit Sarah Gailer, Florian Mania und Andrea Spicher in wechselnden Rollen besetzen Inszenierung ihren mal schillernden, mal heroischen, mal schmierigen, mal kultivierten und dann wieder von sexuellem Begehren motivierten Auftritt auf der ebenso schlichten wie variablen Bühne (Maylin Habig und Nils Wildegans).

"Ich habe die Wahl. Wähle. Kämpfe", sagt Johanna einmal, und darum geht es. Darum, eine Wahl zu treffen, aus der Reihe zu tanzen, wie man angesichts der präzise choreographierten Bilder sagen möchte, und sich zu entscheiden. Und wie es Regisseurin und Ensemble gelingt, die Verdichtung, die allmähliche, aber entschiedene Fokussierung auf die keineswegs heilige, aber authentische, von Freundschaft und Altruismus, Emanzipation und der Hoffnung auf Gerechtigkeit, von Sehnsucht, Begierde und Überdruss gleichermaßen bewegte Johanna plausibel zu machen, das ist nicht nur mutig, das ist vor allem wunderbar gemacht. Ein kleiner, ziemlich großartiger Theaterabend.”

Judith von Sternbrug, Frankfurter Rundschau, 03.11.2020, Kritik zu ERFOLG I: JOHANNA - GEBOREN UM LIEBE ZU GEBEN?
Erfrischend ergebnisoffen […] Umso bemerkenswerter, wie geschickt sich das junge Ensemble […] eine interessante Scheibe herausgeschnitten hat aus Feuchtwangers Roman ERFOLG. […] Hier hakt das Ensemble ein, lässt eine kühl-kecke, bodenständige Johanna tun, was sie tun will. […] Es entsteht eine glückliche Verbindung aus den flüchtigen Bildern und Feuchtwangers großartigen Menschenschilderungen und Dialogen. Sarah Gailer, Andrea Spicher und Florian Mania spielen Johanna und alleanderen, der stete gleitende Rollentausch macht die Figuren nicht unindividuell; zu stark der glasklar, mit Freude an der Sprache gesprochene Text.
Regisseurin Carolin Millner setzt auch auf Pantomime, alles erscheint immer abstrakt und konkret zugleich, eine Aneinanderreihung von Miniaturen.”
Was auch immer es ist – die Art und Weise, wie du deine Geschichte online vermittelst, kann einen gewaltigen Unterschied ausmachen.”

 

JOHANNA – GEBOREN UM LIEBE ZU GEBEN? ist die erste Folge unserer dreiteiligen Stückentwicklung ERFOLG I-III, in der wir uns mit den 1920er Jahren und dem damals erstarkenden Nationalsozialismus in Deutschland beschäftigen und Parallelen aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu den Themen Feminismus, Demokratie und Diversität ziehen wollen. Grundlage hierfür ist Lion Feuchtwangers gleichnamiger Roman, in dem er die damalige Gesellschaft anhand realer Vorbilder porträtiert.

inszenierungmitschnitt

Der Film ist mit einem Passwort versehen. Wer Interesse daran hat, möge uns anschreiben. Wir schicken dann das Passwort gerne zu. Mailadresse steht weiter unten.

portfolio

Mitwirkende
Text, Regie: Carolin Millner | Bühne, Kostüm, Licht: Maylin Habig & Nils Wildegans | Dramaturgie: Theresa Selter | Regieassistenz: Ivana Mitric |
Spieler*innen: Sarah Gailer, Andrea Spicher, Florian Mania | Produktionsleitung: Bettina Földesi |Fotos: Robert Schittko

 

Gespräche über Feuchtwangers Roman und die Inszenierung ERFOLG I mit dr. antje schrupp

Die Produktion entstand in Kooperation mit studioNAXOS und Theater WillyPraml. Gefördert von Kulturamt Frankfurt am Main, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, maecenia Frankfurter Stiftung, HMWK Projektstipendium „Hessen kulturell neu eröffnen“. ELEGANZ AUS REFLEX wird vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main mehrjährig institutionell gefördert.