erfolg II Otto - Wer reinkommt, ist drin.

ERFOLG II: OTTO – WER REINKOMMT, IST DRIN ist die zweite Folge der dreiteiligen Stückentwicklung ERFOLG I-III, in der sich die Produktionsgruppe ELEGANZ AUS REFLEX mit den 1920er Jahren und dem damals erstarkenden Nationalsozialismus in Deutschland beschäftigt sowie Parallelen aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu den Themen Feminismus, Demokratie und Diversität zieht. Grundlage hierfür bildet Lion Feuchtwangers gleichnamiger Roman. Damals wie heute ist das Leben der Menschen geprägt durch die Geschehnisse auf der großen politischen Bühne. Jede*r Einzelne kann sich in diesem gesellschaftlichen Gefüge aber auch positionieren, dagegen angehen oder sich beugen, für Solidarität und Menschlichkeit einstehen oder mit einer menschenverachtenden Ideologie zum eigenen Vorteil gemeinsame Sache machen.

theaterfilm

Der Film ist mit einem Passwort versehen. Wer Interesse daran hat, möge uns anschreiben. Wir schicken dann das Passwort gerne zu. Mailadresse steht weiter unten.

teaser

Mitwirkende
Text, Regie: Carolin Millner | Bühne, Kostüm, Licht: Maylin Habig & Nils Wildegans | Kamera: Nina Werth | Cut: Yaschar Scheydar | Dramaturgie: Theresa Selter |
Musik: Lutz Jahnke | Produktionsleitung: Jasna Witkoski |Regieassistenz: Ivana Mitric |
Spieler*innen: Sarah Gailer | Florian Mania

programmheft

Programmheft zu ERFOLG II
Konzept und Text von Theresa Selter

Nachgespräch zum Theaterfilm ERFOLG II mit Politologin Dr. Antje Schrupp.

Jammer und Rührung*


1 Ich bin durch verschiedene Phasen gegangen. Ich war am Anfang der Figur gegenüber misstrauisch. Andererseits fand ich es auch witzig, wie die Schauspielerin sich in andere Figuren hineinversetzt hat. Sie hat am Anfang verschiedene Personen begrüßt. Und irgendwie dachte ich über die Figur: "Was für ein Arsch". Und mit der Zeit wurde die Figur immer menschlicher. Sie hat genau dieselben Ängste oder ähnlichen Gedanken, egal in welcher Lebenssituation sie war. Trotzdem war ich insgesamt sehr distanziert, weil ich mich immer wieder fragte, wie man sowas sagen oder denken kann, was die Figur gesagt hat. Ich glaube an zwei Stellen hat die Figur sehr unmenschliche, überhebliche und erniedrigende Dinge gesagt. Und da war ich sehr angeekelt. Ich habe mich gefragt: „Wieso denkt das eine Person? Wieso hat sie so ein Bild von Menschen und stellt sich über andere?“
Die Atmosphäre war sehr konzentriert und es entstand ein Gefühl einer komplexen Einfachheit.
Es war so eine Dualität zwischen Glamour und schlimmen Sachen, die vielleicht auch historisch und gegenwärtig eine Rolle spielen. Der Glamour ist nicht geschützt vor den schlimmen Sachen.


2 Es ist visuell unglaublich anziehend, aber es blieb narrativ für mich sehr kryptisch. Ich hatte immer wieder so Momente, wo ich versucht habe, einen Eingang zu der Geschichte zu finden, die aber auch dann wieder weg war, sobald ich irgendwie nah dran war einsteigen zu können. Also es hat sich mir sehr bewusst entzogen. Das Visuelle ist so sehr üppig, obwohl es wenige Räume gibt, ist es trotzdem wahnsinnig opulent. Aber auf einer anderen Ebene ist es auch sehr knäckebrotig. Und in diesem Widerspruch dieser beiden Ebenen, habe ich mich wahrgenommen. Auf der einen Ebene wird total viel geboten und auf der anderen Ebene wird einem total viel entzogen.
Was mich wirklich so reinzieht ist das Visuelle. Das mir etwas an die Hand gibt und mich motiviert. Und ich glaube was mich herausfordert, ist der sehr komplexe Roman mit sehr vielen Figuren erweitert um noch mehr Texte, die nicht dazugehören und sich auch noch verbinden mit dem historischen Panorama.
Ich habe so ein bisschen die Zeit vergessen. Ich denke das liegt daran, weil gegen einen dramaturgischen Bogen gearbeitet wird. Es gibt für mich keinen erkennbaren Punkt, an dem der Film enden müsste. Deswegen war es sehr zeitlos. Ich wusste gar nicht, wie lang ich das jetzt schaue und der Film sagt mir das auch nicht, wieviel Zeit gerade vergeht oder in welcher Zeit wir uns gerade befinden. Das ist alles so sehr von der Zeit enthoben. Es ist eher ein Nebenprodukt, aber eins das ich genieße. Die Zeit zu verlieren, ist für mich etwas sehr Positives.
Es gibt da etwas, das mich sehr anzieht und ich total einsteige, weil ich von dieser Ästhetik so angezogen bin, und gleichzeitig gibt es eine totale Distanz zu dem, was in der Erzählung verhandelt wird.
An der einen Stelle, in der die Spielerin so richtig laut schreit. Das ist etwas, das sehr stark bricht mit dem was davor und danach passiert ist. Plötzlich hat sich nichts mehr abstrakt angefühlt, sondern ganz, ganz, ganz, ganz greifbar. Ich habe zuerst gelacht, weil es so unerwartet ist. Also eine erstmal sehr affektive Reaktion, weil ich gar nicht wusste, was da jetzt eigentlich passiert. Und ich habe auch aus Freude gelacht, weil es so ein toller Moment war.
Also nach dem ich einige Arbeiten von der Regisseurin gesehen habe, wusste ich mehr oder weniger, was mich erwartet. Sie bleibt sich in ihren Arbeiten sozusagen treu und trotzdem war ich heute Abend überrascht, weil diese Arbeit eine andere Temperatur bekommen hat. Es ist genau das, was die Regisseurin auch sonst macht, aber irgendwie in einer anderen Temperatur. Das ist witzig.

*Jeanne J. Eschert und Philipp Scholtysik befragen Personen aus dem Publikum dazu, was sie mit einer Veranstaltung erlebt haben. Sie stellen Rührungen, Gemütsregungen oder emotionalen Reaktionen in den Mittelpunkt. Welche Sprache haben wir für individuelle Erlebnisse im Theater? Wie können wir uns verstehen, auch ohne uns zu kennen oder eine gemeinsame Sprache zu haben? Die folgenden Interviews halten die subjektiven Erlebnisse Einzelner als Spuren der Aufführungen fest. So entsteht ein fortlaufender Dialog über das Programm von studioNAXOS.

Ein Theaterfilm von ELEGANZ AUS REFLEX in Kooperation mit studioNAXOS. Gefördert vom Kulturamt Frankfurt am Main, der maecenia Frankfurter Stiftung, der Stiftung Citoyen und dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain. ELEGANZ AUS REFLEX wird vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main mehrjährig institutionell gefördert.