rot oder tot. Folge 3: An Kapitalismus musst du nicht glauben. Er ist einfach da. (UA)

Die 70er: In diesem dritten Teil prallt der Aufschwung im Bauwesen auf die Ausbürgerung Wolf Biermanns und den darauffolgenden Künstler*innen-Exodus. Unter dem Slogan PALÄSTE FÜR DIE ARBEITERSCHAFT wurden im dritten Jahrzehnt der DDR zahlreiche Quartiere und teils ganze Städte aus dem Boden gehoben, darunter auch Halle-Neustadt, eine Stadt in der zu Spitzenzeiten über 90'000 Einwohner*innen lebten. Während Städte ausgebaut wurden, baute die DDR-Führung das Recht auf freie Meinungsäußerung ab. Zunehmende Repression waren die Folge, darunter auch die des Liedermachers Wolf Biermann. 

teaser

FAZ, Matthias Bischoff, 05.Juli 2018, Kritik zu ROT ODER TOT, FOLGE 3: AN KAPITALISMUS MUSST DU NICHT GLAUBEN. ER IST EINFACH DA.
"Das ist einmal eine wirklich persönliche Eröffnung eines Theaterabends: Unvermittelt setzt der eine oder andere der Akteure sich neben die draußen vor der Naxos-Halle entspannt in der lauen Sommernacht wartenden Zuschauer, stellt ihnen eine Frage, verwickelt sie in ein Gespräch, bittet dann freundlich hinein. Dort wird schon heftig über die Frage diskutiert, ob eine junge Frau Vorarbeiterin in ihrem volkseigenen Betrieb werden soll und die meisten im Publikum raten ab. [...] So gleitet man unversehens mitten hinein in die Probleme des real existierenden Sozialismus, in der DDR, den das Künstlerkollektiv ELEGANZAUSREFLEX unter der Überschrift ROT ODER TOT inszeniert hat.
Unter der Regie von Carolin Millner verschwindet der Unterschied zwischen den erkennbaren Schauspielern und den spontanen Wortbeiträgen aus dem Publikum. Denn hier gibt es kein Draußen und Drinnen, alle sitzen im selben Staatsboot und ringen um die existenziellen Fragen des Aufbaus einer sozialistischen Gesellschaft. [...] Es wird nicht auf den untergegangenen Staat eingedroschen, sondern gleichsam aus ihm heraus gefragt, wie es zu seinem Ende kam und ob nicht auch alles ganz anders hätte kommen können."

eindrücke

Hätte, hätte Fahrradkette! Wir fahren in einer Radralley zurück in die 70er Jahre der DDR. Wie lange können wir uns auf dem internationalen Parkett halten? Verhindern die Protagonisten die Ausbürgerung Biermanns, holen ihn wieder zurück oder müssen alle ins Stasi-Gefängnis nach Hohenschönhausen? Und kann unsere aufgestellte DDR Mannschaft doch den WM Titel 74 holen?
ROT ODER TOT ist immersives Theater als Gedankenexperiment zu kontrastierenden Verläufen von Geschichte. Jede der fünf Folgen ist in einem Jahrzehnt der DDR situiert und steht für sich.

Mitwirkende
Text, Regie: Carolin Millner | Bühne: Morgenstern & Wildegans | Dramaturgie: Nikolai Prawdzic | konzeptionelle Beratung: Fee Römer | Mitarbeit Textfassung: Philipp Scholtysik | Kostüm: Maylin Habig | Kostümassistenz: Jule Räsch | Film: Teresa Hoerl | Regieassistenz: Juliane Zauber |
Spieler*innen: Andreas Jahncke | Magdalena Wabitsch | Florian Mania | Anna Rausch | Philipp Scholtysik | Sarah Gailer |
Produktionsleitung: Anja Schneidereit | Presse: Nina Koch | Fotos: Christian Schuller

Die Produktion entstand in Kooperation mit studioNAXOS. Ermöglicht wurde das Projekt durch das Kulturamt Frankfurt am Main, dem Ministerium für Kunst und Wissenschaft des Landes Hessen, der HolgerKoppe Stiftung, der Naspa Stiftung, der FAZIT Stiftung und flausen-young artists in residence sowie der Zürcher Hochschule der Künste.