THE WORLD AT LARGE BARELY MOVES ME / SCHADE, DU HAST SO NE KOMISCHE WELTANSCHAUUNG (UA)

Der Abend blickt einerseits auf das Schaffen der beiden Künstler*innen am Bauhaus (Weimar) und der Burg Giebichenstein (Halle).
Andererseits beleuchtet er eine Zeit, in der Antisemitismus für die meisten eine natürliche Überzeugung war. Auch für Gerhard Marcks. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus zeigte sich, wohin der Antisemitismus führen kann. In die Vernichtung; aber er war schon längst vorher da und hatte sich in der Gesellschaft als geläufige Weltanschauung festgesetzt.

Wie war Freundschaft dennoch möglich und wie eine kritische Auseinandersetzung miteinander?

Matthias Bischoff in der FAZ – “Gift des Antisemitismus”
“Zwei Menschen kommen, vertieft ins Gespräch, auf die Bühne. Es geht um runde und eckige Formen, Keramik, Bronze und Ton, die Sache und die Kunst. Die Welt ringsherum scheint für diese beiden Künstler, einen Mann und eine Frau, nicht zu existieren. Doch in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus war es in Deutschland unmöglich, Teekannen, Geschirr und Plastiken zu schaffen, ohne in den Mahlstrom der Politik zu geraten. (…) so sind es vor allem jene Briefpassagen aus den Nachkriegsjahren, die verstören. Und die Intensität der Gespräche über die Kunst kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Gift des Antisemitismus selbst in jenen wirkte, die vorgeblich keine Vorurteile und jüdische Freunde hatten.”

inszenierungsmitschnitt

Audiomitschnitt mit einzelnen Inszenierungsausschnitten THE WORLD AT LARGE BARELY MOVES ME.
Der Film ist mit einem Passwort versehen. Wer Interesse daran hat, möge uns anschreiben. Wir schicken dann das Passwort gerne zu. Mailadresse steht weiter unten.

podcastbeitrag zur inszenierung

Ein Abend über eine ambivalente Zeit.
Über Hingabe, Konkurrenz, Abhängigkeit und Antisemitismus.
Und zwei Menschen, die Freunde waren.

Über ein Land im Umbruch und Aufbruch, dessen Richtungen im ständigen Konflikt stehen.
Die Keramikerin Marguerite Friedlaender und der Bildhauer Gerhard Marcks prägten maßgeblich das deutsche Kunsthandwerk. Sie musste fliehen. Er blieb.

TEASER

Mitwirkende
Text, Regie: Carolin Millner | Bühne, Kostüm, Licht: Maylin Habig & Nils Wildegans | Puppen: Elsa Weise | Musik: Jacob Bußmann |
Dramaturgie: Lisa Schettel | Produktionsleitung: Jasna Witkoski | Thematische Beratung: Leon Kahane| Regieassistenz: Sylvia Eck |
Spieler*innen: Sarah Gailer | Benjamin Müller| Fotos: Robert Schittko | Nikita Skopincev

Jammer und Rührung*

Was habe ich erlebt? Ich habe ein Stück gesehen, das das Verhältnis zwischen zwei Künstler*innen ausleuchtet. Eine gute Kombination von zwei Schauspieler*innen, die eine gute Geschichte erzählt haben. Zwei Zustände hatte ich in dem Abend besonder stark. Das Gefühl von Betroffenheit, aber auch das von sehr hoher Aufmerksamkeit, die ich gespürt habe. Am stärksten war das, als es darum ging, wie die Figuren ihre eigenen Positionen gegenüber dem herrschenden Antisemitismus klar machen wollten. Die Haltung zum Antisemitismus wurde in mehreren Situationen reflektiert, während des zweiten Weltkriegs, aber auch in der Nachkriegszeit. 
Dadurch, dass die Verhandlung zwischen den beiden unklar blieb, wurde man selber sehr betroffen von dieser Situation. Man sieht dann irgendwie, dass der Ausweg scheinbar nicht so einfach ist. Das war so ein Moment, das war ein Dialog zwischen Mitte und Ende, und der war sehr stark und hat einen betroffen gemacht. Das fand ich sehr spannend, weil das Thema oft eher sehr allgemein gesellschaftlich behandelt wird und weniger aus so einer sehr speziellen, persönlichen Position heraus. Ja, also ein Gefühl der Traurigkeit steckt da auch direkt drin. Und diesen Moment zu erfassen, mit Kopf und Herz den zu berühren, das kommt finde ich maßgeblich durch die Art der Aufführung.

*Jeanne J. Eschert und Philipp Scholtysik befragen Personen aus dem Publikum dazu, was sie mit einer Veranstaltung erlebt haben. Sie stellen Rührungen, Gemütsregungen oder emotionalen Reaktionen in den Mittelpunkt. Welche Sprache haben wir für individuelle Erlebnisse im Theater? Wie können wir uns verstehen, auch ohne uns zu kennen oder eine gemeinsame Sprache zu haben? Die folgenden Interviews halten die subjektiven Erlebnisse Einzelner als Spuren der Aufführungen fest. So entsteht ein fortlaufender Dialog über das Programm von studioNAXOS.

Die Produktion entstand in Koproduktion mit dem WUK Theater Quartier und studioNAXOS. Die Koproduktion wird realisiert vom Netzwerk Freier Theater – und wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien über das Programm „Verbindungen fördern“ des Bundesverbands Darstellende Künste e.V. , vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, dem Kulturamt Frankfurt am Main und der GVL. Unterstützt  durch das NATIONALEPERFORMANCENETZ Gastspielförderung Theater, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie den Kultur- und Kunstministerien der Länder.
ELEGANZ AUS REFLEX wird vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main mehrjährig institutionell gefördert.