„Im Schlaraffenland“ lässt das (berühmte) Märchen auf die Überflussgesellschaft der Gegenwart treffen und wird zur Recherche zum Spielzeitthema Mäßigung. Für Neuss am Rhein mit seinem drittgrößten Binnenhafen Deutschlands ist die Nahrungs- und Genussmittelindustrie ein wichtiges Standbein. Waren aus der ganzen Welt kommen hier in Containern an und werden weiterverteilt. Food-City Neuss trifft auf die Wohlstandsgesellschaft Deutschland und auf das Schlaraffenland Europa.
Doch wo bleibt der Genuss, wenn der Exzess das Normale ist? Welche Wertigkeit haben Lebensmittel für die Konsumenten und die Hersteller? Und wer zahlt den Preis für unsere Unmäßigkeit?

Neusser Kultur, Marion Stuckstätte, Februar 2018, Kritik zu IM SCHLARAFFENLAND
Im Schlaraffenland ist eine kurze, prägnante und ausgeklügelte Inszenierung; eine spannende Collage, gebaut auf Interviews mit Neusser Bürgerinnen und Bürger. Stück für Stück setzt sich ein Ganzes, das sich nahtlos ineinander verwebt. Das Produkt ist kein Flickenteppich, sondern eine planvoll gestrickte, aus sich wachsende szenische Aufarbeitung zum Thema Ernährung, die sich vom Essen konsequent ins Reich der gänzlichen menschlichen Existenz und Berechtigung bewegt. Viele Fragen, diverse Ansätze und verschiedene Betrachtungsperspektiven, die einfallsreich und pfiffig – auch im Bühnenbild – zum Nachsinnen anregen.
Eine pfiffige Inszenierung auf selbst entwickeltem Textgerüst, die viele Fragen in den Raum stellt; und sie gekonnt hallend in diesem kreisen lässt.

Neuss-Grevenbroicher Zeitung, Helga Bittner, 15. Januar 2018, Kritik zu IM SCHLARAFFENLAND
Eine Stunde mit viel Text, ohne klassische Rollen, nur mit drei Menschen, die diesen Stimmen ein Gesicht geben, aber keine Namen tragen. Dass dennoch so etwas wie eine Charakterisierung möglich ist, ist das Verdienst der Schauspieler und Regisseurin. Die verkörperte Vernunft, Unbekümmertheit und Überlegenheit. Viel Stoff zum Nachdenken und Hinterfragen der eigenen Haltung, denn allgemein gültige Antworten liefert der Abend nicht. Ein Abend der begeistert beklatscht wird.

Theater-WG, Marius Panitz, 14. Januar 2018, Kritik zu Im SCHLARAFFENLAND
Jeder, der sich für diese Themen interessiert, ist bei Im Schlaraffenland goldrichtig. Das Bühnenbild ist simpel wie genial. Die Kissen, dargestellt als „80 Weizensäcke“ bringen dynamisches Potenzial. Anfangs sind sie zu einer Mauer gestapelt, werden dann später über die gesamte Bühne verteilt aufgestellt, dienen als Sitzsack, Schutzwall, Bunker, Objekt der Begierde, werden somit vom Teil der Dekoration manchmal auch zum Requisit und hauchen dem Stück durch die Schauspieler enormes Leben ein. Es wird eine Aura geschaffen, die sich anfühlt, als seien wir in einem großen Wohnzimmer in dem wir über das Schlaraffenland reden. Im Schlaraffenland ist auf jeden Fall einen Theaterbesuch wert, denn jeder sollte sich einlassen auf das, was das Projekt herausgearbeitet hat und auf diese ansehnlich stilisierte Form darstellt.

Mitwirkende
Regie: Carolin Millner | Bühne, Kostüm: Nils Wildegans | Dramaturgie: Alexandra Engelmann | Musik: Benjamin Pogonatos | Regieassistenz: Sebastian Zarzutzki | Spieler*innen: Katharina Dalichau, Anna Lisa Grebe, Christoph Bahr

Die Produktion entstand in der Spielzeit 2017/2018 am Rheinischen Landestheater Neuss